don't let me darken your door

Ich habe schon lange nicht mehr wegen dir geweint. Bis heute Nacht. Mein Körper bebt bei jeder neuaufkommenden Erinnerung auf und ab, mal stärker mal weniger. Tränen laufen an meinen kalten Wangen herunter, ich schmecke das Salz auf meinen Lippen und fühle die Nässe meines Kissens. Wenn es etwas gäbe was dich sofort zu mir bringen würde, ich würde alles tun. Schon lange nicht  habe ich deine Blicke und Berührungen so klar gesehen wie in dieser Nacht. Es fühlt sich so an, als würden alte Wunden aufgerissen werden, alte Wunden, deren Heilung du so sehr herbei hofftest, weil du sie ständig aufgekratzt hast und sie neu angefangen haben zu bluten, und nun ist diese Wunde geheilt und du denkst du kannst die Kruste abkratzen und darunter befindet sich neue Haut, doch du kratzt und es blutet stärker als je zuvor. Meine Freunde meinten, dass du meine erste große Liebe gewesen seist und ich habe mich immer gefragt, ob Liebe nicht auf Gegenseitigkeit beruhen muss, damit sie als solche gesehen werden kann. Für mich war das immer so, ich war die unglücklich verknallte und du der „Angebetete“. Nichts mit rosafarbener, zarter Liebe. Wäre es Liebe gewesen, klare, unwillkürliche Liebe, dann wär ich glücklich dabei gewesen, dich anzusehen und etwas Großes in meinem Körper zu spüren. Es waren keine Schmetterlinge, es war ein harter, schwerer Klumpen. Ich habe noch nie Blei verschluckt, aber hätte ich es getan, hätte es sich wahrscheinlich ganz genauso angefühlt. Und doch fehlst du mir. Seit einem halben Jahr. Seit 6 Monaten. Seit 180 verdammten Tagen. Jeden Tag habe ich an dich gedacht, du warst immer bei mir, auch wenn du noch so fern warst. Und nun merke ich, dass ich so nicht weiter machen kann. Ich liege in meinem Bett und werde verrückt bei den Gedanken, dass ich kein Teil mehr in deiner Welt bin. Dass du mich einfach ausradiert hast wie einen billigen Rechenfehler. Ich spüre in mir einen Willen aufkommen, den ich so lange versucht habe zu unterdrücken und wenn er aufkam, ich es auch erfolgreich geschafft habe. Doch in dieser Nacht ist er so stark, dass er mir die Luft wegzunehmen scheint. Ich brauche dich. Ich brauche unsere Freundschaft zurück. Ich brauche diesen Bleiklumpen wieder in meinem Körper, denn er fühlt sich besser an als die Dornen in meinem Herzen. Ich brauche nicht alles von dir, es reicht mir, wenn ich nur einen Finger von dir halte. Ich möchte dich nur spüren, spüren, dass du da bist. Dass du noch weißt, wer ich bin. Dass du mir auch manchmal sanft über meine Hand streichst, wie ein leises und kleines Geheimnis, welches nur wir beide verstehen. Du bist ein Teil von mir und das war schon immer so. Ich habe nur so Angst davor, vor dir zu stehen und du eine Tür zumachen würdest, weil ich jedoch kein Teil von dir bin. Es ist eine Wahrheit, der ich vorgebe in die Augen zu schauen, ich jedoch nie einen Blick in ihre eisigen, blauen Augen geworfen habe. Ich habe einfach Angst, diesem Blick nicht standhalten zu können und mich unter jenem erniedrigenden Blick zu krümmen. Du bist ein Teil von mir, der mich zerstört. So oder so, du bist das Mittel, welches mich erfüllt, aber mich gleichzeitig ganz unbemerkt von innen auffrisst.




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